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Botox

Botox als Therapie – ein Erfahrungsbericht

Seit ich vor fünf Jahren im Alter von 27 Jahren einen Schlaganfall erlitt, stört ein sogenannter „Babinski Reflex“ mein Gangbild. Der Babinski Reflex bewirkt bei mir, dass der dicke Zeh sich in die Luft streckt, sobald ich den Fuß beim Gehen anhebe. Durch diese Art Spastik wird die Stabilität meines Fußes beim Gehen eingeschränkt, so dass ich häufig umknicke und stolpere. Seit 2,5 Jahren bekomme ich regelmäßig Botox-Spritzen, um den „Babinski-Reflex“ zu lähmen, und andere Fehlstellungen des Fußes, die durch den Schlaganfall aufgetreten sind, zu korrigieren.

Wirkung von Botox

Das Nervengift Botulinumtoxin führt dazu, dass an den Nervenenden weniger oder kein Acetylcholin (wichtiger chemischer Botenstoff für die Erregungsübertragung vom Nerven auf den Muskel) in den Muskel ausgeschüttet wird. Daraus resultiert eine Lähmung der Muskulatur. Krankhaft überaktive Muskeln (Spastik) können durch gezielte Botox-Injektionen ruhig gestellt und entkrampft werden.

Die Botox-Behandlung

Die Botox-Behandlung dauert bei mir ca. 20 min und ist leider relativ unangenehm.
Mit Hilfe von EMG (Elektromyografie) wird der richtige Muskel identifiziert. Dann wird mit einer spitzen Nadel in den Muskel gepiekst und das Botox injiziert. Leider ist die Anwendung ein wenig unangenehm bis schmerzhaft. Aber die Verbesserungen, die auftreten, sind mir das wert. Anfangs war ich mir immer unsicher, ob der Arzt auch den richtigen Muskel trifft oder versehentlich einen falschen Muskel „lahmlegt“. Aber mit der Zeit lernte ich meinem Arzt zu vertrauen und die Behandlung einfach über mich ergehen zu lassen.

Die Botox-Behandlung wird je nach Art und Stärke der Spastik sehr individuell durchgeführt. Es unterscheiden sich sowohl Behandlungsdauer als auch Wirkweise. Bei manchen Patienten dauert die Prozedur nur 10, bei anderen bis zu 30 Minuten. Nach der Behandlung kann es ein bis zehn Tage dauern, bis das Gift komplett anschlägt. Die Injektion wirkt dann ca. 3 bis 6 Monate lang, bis eine Neubehandlung notwendig wird. Aber auch der Abstand zwischen den Behandlungen wird individuell vom Arzt festgelegt. Bei der fachgerechten Anwendung sind außerdem keine Nebenwirkungen bekannt. Leider kann es bei einigen „Langzeitpatienten“ zu einer „Immunisierung“ kommen, was bedeutet, dass der Wirkstoff nicht mehr so gut anschlägt wie anfangs.

Bei mir schlägt die Therapie so gut an, dass ich nur alle neun Monate zur Botox- Sprechstunde gehen muss. Die Fehlstellungen werden korrigiert und ich habe keine Spannungsschmerzen beim Laufen mehr. Mein Bewegungsapparat ist dahingehend korrigiert, dass in meinem Gangbild meist keinerlei Auffälligkeiten mehr zu sehen sind. Außerdem kann ich wieder Sport treiben: klettern, bouldern und reiten. Sogar Fußball und Handball spielen funktioniert wieder.

Botox für mein Kind?

Sie überlegen, ob eine Botox-Behandlung das Richtige für Ihr Kind wäre?
Die Antwort darauf kann Ihnen nur ein Arzt geben. Aus meiner Erfahrung jedoch kann ich diese Therapie nur empfehlen. Bei Kindern gibt es außerdem die Möglichkeit der Sedierung, damit die Spritzen nicht so schmerzhaft empfunden werden. Außerdem wird die aufwendige EMG-Analyse bei Kindern anders durchgeführt.
Es gibt in Deutschland zahlreiche Fachkliniken, die Botulinomtoxid in der Neurologie verwenden. Fragen Sie einfach Ihren Neurologen nach den Behandlungsmöglichkeiten mit Botox und nach einer Überweisung zur Botox- Sprechstunde. Als gesetzlich Krankenversicherter ist für die Behandlung eine Zuzahlung von 10 € zu leisten.

Weitere Informationen

Deutsche Dystonie Gesellschaft: www.dystonie.de
Dressler, Dirk: Botulinumtoxin-Therapie; Thieme Verlag
Heinen, Florian: Botulinumtoxin bei Kindern mit Zerebralparese; Wissenschaftsverlag Wellingsbüttel Hamburg