Therapien von A bis E
Affolder-Modell
(auch: St. Galler-Modell oder Geführte Interaktionstherapie)
Bei Menschen mit Wahrnehmungsstörungen wird das sogenannte Affolder-Modell eingesetzt. Im Zentrum steht der sogenannte "taktil-kinästhetische und propriozeptive Wahrnehmungskanal", der bei wahrnehmungsgestörten Menschen betroffen ist. Symptome sind hier: der Verlust des Körpergefühls und dessen Bezug zur Umwelt, auch bestimmte Handlungsabläufe können nicht mehr ausgeführt werden. Bei der Therapie wird der Körper des Patienten von dem Therapeuten geführt. So soll der Patient Interaktionserfahrungen machen und zudem bei der Informationssuche unterstützt werden. Die Therapie orientiert sich stark am Alltag des Patienten und findet deshalb, wenn möglich, zu Hause statt.
Akupunktur
Eine der bekanntesten Methoden in der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Akupunktur. Bei der Akupunktur geht man davon aus, dass die Körperenergien in bestimmten Bahnen (Meridianen) durch den Körper laufen. Wenn dieser Energiefluss gestört ist kommt es zu Erkrankungen. Durch Reize, die durch das Einstechen der Nadeln hervorgerufen werden soll an den entsprechenden Meridianpunkten die Selbstheilung der Patienten angeregt werden. Je nach Erkrankung sind zwischen zwölf und 20 Sitzungen notwendig. Der Einstich ist bei professioneller Durchführung fast schmerzlos. Akupunktur gilt als wirksame Therapie zur Schmerzlinderung, zur Stärkung des Immunsystems und Behandlung funktioneller sowie psychischer Erkrankungen. Es gilt jedoch folgender Grundsatz: „Die Akupunktur kann nur heilen, was gestört ist, nicht was zerstört ist."
Arm-Basis-Training für schwer betroffene Patienten
Für Patienten mit einer schweren Armlähmung, die einzelne Muskeln kaum oder gar nicht mehr steuern können, eignet sich das Arm-Basis-Training. Armbewegungen benötigen die Mithilfe einiger Muskelgruppen, deshalb wird bei dieser Therapieform versucht, recht viele Muskeln und Gelenke zu trainieren. Das Ziel dieser Therapieform ist es, die Muskelgruppen im betroffenen Arm wieder zu aktivieren. Entweder einzelne Muskeln, bestenfalls alle. Ziel ist es, dass der Patient die Basisfunktionen wiedererlangt.
Botox
Botox gilt eigentlich als eine der giftigsten Substanzen. Botox führt zu einer Unterbrechung der Impulsübertragung vom Nerv auf den Muskel, was eine Lähmung des Muskels zur Folge hat. Neben dem Einsatz bei Migräne, Rückenschmerzen, Schielstellung der Augen, extremem Schwitzen, bestimmten Formen des Tremors wird es auch beim spastischen Schiefhals eingesetzt.
Brügger-Therapie
Die Brügger-Therapie geht zurück auf den Neurologen Alois Brügger. Diese Therapie geht davon aus, dass es ein Zusammenspiel zwischen einem Schaden (z.B. Kontraktur eines Muskels, Veränderungen des Sehnengewebes), einem Schutzprogramm (z.B. Schmerz) und dem Zentralen Nervensystem (ZNS) gibt. Basis dieser Therapie ist eine sogenannte Funktionsanalyse, die aus einem Test- und Überprüfungsverfahren besteht. Die Übungen können beispielsweise Dehnungen, Training von Alltagsbewegungen, Patienteninformationen, Wärmeanwendungen und die Entlastung der betroffenen Körperregion umfassen.
Cranio - Sacral - Therapie
Diese Therapie hat ihren Ursprung in der Osteopathie. Das Cranio-Sacrale System wird von Schädel (lat.: cranium), Kreuzbein (lat.: sacrum) bzw. Wirbelsäule, den Gehirn- und Rückenmarkshäuten sowie der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit gebildet. In der Therapie wird davon ausgegangen, dass der craniosacrale Rhythmus aus dem Gleichgewicht geraten kann z.B. durch einen Unfall oder durch eine Krankheit. Osteopathen ertasten dieses Ungleichgewicht und könne es mit leichtem und gezieltem Druck wieder in Einklang bringen. Die Behandlung ist sehr sanft und ist geprägt von meditativer Ruhe. Während der Patient in bequemer Position liegt, behandelt der Therapeut gezielt den ganzen Körper. Erspürt er eine Störung, übt er zur Regulierung und Entkrampfung einen sanften Druck aus.
EMG - Gesteuerte Elekrostimulation
Die EMG ist eine medizinisch-technische Methode welche das Wiedererlernen verloren gegangener Bewegungsabläufe in einem gelähmten Körperteil möglich machen soll. Während der täglich 20- bis 30-minütigen Sitzung werden Neurostimulations-Elektroden auf der Hautoberfläche über den betroffenen Muskel platziert. Daraufhin versucht der Patient, die Muskulatur zu aktivieren. Auch wenn es keine sichtbare Reaktion gibt so können die Elektroden doch eine Willkürbewegung registrieren. In diesem Falle wir der Muskel elektrisch stimuliert und die Bewegung kann in vollem Umfang ausgeführt werden. Dadurch erhält das Gehirn eine positive Rückmeldung. Daraufhin wird der Muskel elektrisch stimuliert, so dass die Bewegung im vollen Umfang ausgeführt wird. Das Gehirn erhält eine positive Rückmeldung („Bewegung ausgeführt"), was durch mehrmalige Trainingswiederholung zu einem Lernprozess führt. Nicht der Strom ist das Heilmittel, sondern die vom Strom im Patienten ausgelöste Reaktion.
Ergotherapie und Physiotherapie
Im Bereich der Ergo- und Physiotherapie gibt es verschiedene Methoden und Ansätze, die sehr wirksam sein können. Eine besondere Methode ist hier z.B. die Bobath-Therapie. Das Bobath-Konzept ist ein ganzheitliches Pflege- und Therapiekonzept und hat den Hintergrund die Selbstständigkeit des Betroffenen zu fördern. Besonders wichtig beim Bobath-Konzept ist der Bezug zu Alltagssituationen, der Alltag wird hier zur permanenten Therapie. Das motorische Lernen spielt dabei eine zentrale Rolle. Der Patient wird mit Situationen konfrontiert, die sich aus seinem Alltag ergeben. Zuerst sind es überschaubare, leichte Prozesse, die mit der Zeit immer komplexer werden. Das ständige Wiederholen von Abläufen findet in vielen Lebensbereichen wie der Kommunikation, Körperpflege oder Fortbewegung statt.
Quelle der weiterführenden Therapie-Erläuterungen: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe